Am Ende zweier Sonderwege? Ein Gespräch mit Wjatscheslaw Daschitschwew
Professor Wjatscheslaw Daschitschew vom Moskauer Institut für internationale wirtschaftliche und politische Studien (ehemals Institut für die Ökonomie des Sozialistischen Weltsystems) ist einer der profiliertesten sowjetischen Deutschlandexperten, der hierzulande u.a. mit unkonventionellen Auffassungen zur Frage der Einheit Aufmerksamkeit erregte. So plädierte er im April vergangenen Jahres in einem "Blätter"-Gespräch für die "Überwindung der Getrenntheit zwischen den beiden deutschen Staaten" (vgl. "Blätter", 6/1989, S. 673 ff.). Am Vorabend der Vereinigung der beiden deutschen Staaten sprachen Karl D. Bredthauer und Arthur Heinrich mit Wjatscheslaw Daschitschew über die Zukunft Deutschlands und der deutsch-sowjetischen Beziehungen. D. Red.
"Blätter": Am 12. September 1990 gingen die zwei-plus-vier-Verhandlungen zu Ende. In der "Abschließenden Regelung in bezug auf Deutschland" ist von dem "künftigen Deutschland " die Rede. Einen Tag später wurde in Moskau ein Abkommen mit 20jähriger Laufzeit paraphiert, das bezeichnenderweise den Titel "Vertrag über gute Nachbarschaft, Partnerschaft und Zusammenarbeit zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken" trägt.