Am 26. April prügelten Sondereinheiten der Polizei, die speziell zur Bekämpfung von "Aufrührern" ausgebildeten Paegoldan, den 20jährigen Studenten Kang Kyung Dae zu Tode. Dies Ereignis gilt allgemein als Auslöser der wochenlangen landesweiten Unruhen. Hinter den Demonstrationen gegen Präsident Roh stehen weit mehr als Trauer um den Tod Kangs und öffentliche Empörung über das "exzessive Vorgehen der Polizei" ("Korea Herald"). Roh, ein Zögling und langjähriger Vertrauter seines Vorgängers (und mittlerweile geächteten Diktators) Chun Doo Hwan, ist in eine tiefe (Legitimations-)Krise geschlittert, die möglicherweise den Anfang seines Endes markiert.
Freie Marktwirtschaft auf Kommando?
Ob Südkorea den Entwicklungstheoretikern unterschiedlicher Couleur als beispielhaft oder als Ausnahmefall erscheint - es bleibt ein Paradox: Vormals realsozialistsche Ökonomien hätten hier zünftige Lehrmeister gefunden und Marktwirtschaftler den freien Fall ihrer Lehren und Ideologien erlebt.
Tatsächlich hat Südkorea seit der Verkündung seines 1. Fünfjahresplans zu Beginn der 60er Jahre eine beispiellose Entwicklung durchlaufen, die den vormals extrem rückständigen Agrarstaat in eines der führenden Industrieländer verwandelte.