Ausgabe August 1991

Vom magischen Viereck zum ökologisch-sozialen Fünfeck.

Alternativen zum Stabilitäts- und Wachstumsgesetz

Die ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Perspektiven stellen sich im vereinigten Deutschland in einer ambivalenten Weise dar: Fortschritt und Rückschritt gehen eine eigentümliche Symbiose ein.

So ist es für die Menschen in den neuen Bundesländern zweifellos mit konkreten Verbesserungen verbunden, wenn entwickelte westliche Umweltstandards eingeführt werden. Überfällige Sanierungen der im ruinösen "real existierenden Sozialismus" besonders geschundenen Umwelt sollen in Angriff genommen werden. Einzelne Schadstoffemissionen werden reduziert, indem beispielsweise die Braunkohlenutzung zugunsten des Erdgases abgebaut wird. Doch eine Dialektik des Fortschritts ist es nicht, die sich da abzeichnet.

Denn die partikulare Rationalität ökologischer Fortschritte droht neutralisiert zu werden: In rasanter Geschwindigkeit wird der Bevölkerung in der ehemaligen DDR ein expansives, emissionsträchtiges Gesamtsystem aufgepfropft. Es kommt im Gewande der bunten Warenökonomie daher und äußert sich in der Konsequenz in anschwellenden Müllawinen und ihren giftigen Dioxincocktails, in einem immer mehr Kohlendioxyd und Stickoxyd ausstoßenden Individualverkehr, in landschaftszerstörendem Straßenbau und womöglich in ökologischen Zeitbomben in Gestalt von neuen Atomkraftwerken.

August 1991

Sie haben etwa 7% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 93% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Globales Elend und die Diktatur der Superreichen

von Ute Scheub

Sie düsen in Privatjets um die Welt, um Immobilien und Konzernketten an sich zu reißen. Sie kaufen ganze Landschaften und Inseln, um sich dort im größten Luxus abzukapseln. Sie übernehmen Massenmedien, um sich selbst zu verherrlichen und gegen Arme und Geflüchtete zu hetzen.