Nach dem Bush-Gorbatschow-Gipfel in Moskau
Ein wirklich guter Sportler läßt sich nach einem Sieg sein Triumphgefühl nicht anmerken. Er lobt das hohe Niveau des Spiels und gibt dem geschlagenen Gegner hilfsbereit Tips für die nächste Begegnung. George "Poppy" Bush hat diese Anstandsregeln seiner Mutter in Moskau nicht vergessen. Bei der Unterzeichnung des STARTAbkommens schüttelte er Michail Gorbatschow die Hand wie zu "guten alten Zeiten". Eine neue Ära der Partnerschaft habe begonnen, hieß es. Der Vertrag reduziert die sowjetischen Atomsprengköpfe in den kommenden sieben Jahren von 10 841 auf 8040 und die US-amerikanischen von 12 081 auf 10 841.
Obwohl START die Modernisierung mehrerer Waffensysteme erlaubt, ist das Abkommen der erste amerikanisch-sowjetische Rüstungskontrollvertrag, der die Nuklearwaffenarsenale tatsächlich verkleinert.
Trotz der schönen Moskauer Rhetorik und der Gesten für die Fernsehkameras war die Rollenverteilung beim Gipfeltreffen so klar definiert wie die bei einer Siegerehrung in Wimbledon: Die Amerikaner haben den Kalten Krieg gewonnen, die Sowjets verloren. Nur wenn Gorbatschow Bushs "Tips" zur Wirtschafts- und Außenpolitik folgt, darf er weiter mitspielen, und auch dann nur als Juniorpartner. Den nächsten Spieltermin bestimmt der Sieger.