Algeriens Dilemma im Umgang mit dem islamischen Fundamentalismus
Algerien war eines der wenigen Länder des Südens, die sich aus eigener Kraft vom Kolonialismus befreien konnten (nach 8jährigem Krieg mit über einer Million Toten anerkannte Frankreich im März 1962 die Souveränität des Landes). Lange Zeit galt Algerien aufgrund seiner durch den Export von Erdöl gestützten Erfolge im Bildungs- und Gesundheitswesen als Vorbild eines eigenständigen Entwicklungsweges und als Hoffnungsträger der unabhängig werdenden Staaten der Dritten Welt. Die Herausforderungen, vor denen die Erben der algerischen Revolution stehen, haben sich nach Jahren der Krise (vgl. hierzu den grundlegenden Beitrag von Sabine Kebir, Zwischen Fundamentalismus und Moderne. Der "algerische Weg" in der Krise, in: "Blätter", 12/1988, S. 1476 ff.) inzwischen dramatisch zugespitzt. Folgt dem ehemals laizistischen Einparteienstaat des "algerischen Sozialismus" die Demokratisierung? Oder die Machtübernahme eines islamischen Fundamentalismus, der auf Theokratie statt Demokratie hinausläuft? Der nachfolgende Beitrag von Sigrid Faath und Hanspeter Mattes, beide Wissenschaftler am Deutschen Orient-Institut in Hamburg, bezieht unmißverständlich Position gegen die Freigabe des Weges in Scharia und "Gottesstaat" im Namen einer Demokratisierung (vgl. auch "Dokumente zum Zeitgeschehen" im vorliegenden Heft).