Zu der seit dem vergangenen Sommer aufbrandenden Debatte um einen militärischen Schlag gegen Serbien - womöglich unter Beteiligung der deutschen Bundeswehr! - hat sich der ranghöchste deutsche Offizier, General Klaus Naumann, im Juli 1992 eindeutig geäußert: Er sprach sich gegen jedes militärische Engagement des Westens aus, "weil der Bürgerkrieg mit militärischen Mitteln nicht beendet werden könne. Wenn man die Ursache des Konflikts analysiere, komme man zu dem Ergebnis, daß er militärisch nicht zu lösen sei" 1). Der Führungsstab der Bundeswehr pflichtete ihm rund vier Wochen später ausdrücklich bei 2). Auch eine Anhörung vor dem Streitkräfteausschuß des US-Senats hatte ein ähnliches Ergebnis gezeitigt 3).
In der Tat ist denn auch nach dem UNO-Sicherheitsrats-Beschluß vom 13. August 1992, der zwar keinen direkten Militäreinsatz, wohl aber den militärischen Schutz von Hilfstransporten erlaubt hatte, in allen westlichen Staaten alsbald "die Nüchternheit gegenüber einem bewaffneten Einsatz größer geworden" so umschrieb Bundesverteidigungsminister Volker Rühe den damaligen Sinneswandel 4).