Die hirntote Schwangere - Zwei Repliken
Bayertz und Schmidt weisen zu Recht darauf hin, daß für das Problem der künstlichen Beatmung und Ernährung der hirntoten Frau zur Rettung des fünfzehn Wochen alten Fötus keine absoluten moralischen Maßstäbe vorliegen konnten, die Grundlage für ein "richtiges" Handeln hätten sein können. Es ist sicher wichtig, angesichts der hochemotional geführten Debatte auf dieses Dilemma hinzuweisen. Auch wenn wir die Motive der handelnden Ärzte nicht kennen, und wir werden sie angesichts der hohen Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit nie in voller Wahrhaftigkeit berichtet bekommen, so muß prinzipiell konzediert werden, daß Ärztinnen und Ärzte unter Zeitdruck zu Entscheidungen gedrängt werden können, deren Reichweite sie nicht überblicken und für die es keine gesellschaftlich erstrittenen normativen Regeln gibt.
Es erscheint weiter bedeutsam, daß die Autoren auf die systematische Überschätzung ethisch-moralischer Werturteile zur "Steuerung" zentraler Fragestellungen in der Medizin hingewiesen haben.