Plädoyer für eine transatlantische Union
Folgt man den meisten westeuropäischen Politikern, so steht der Europäischen Union eine doppelte Aufgabe bevor: Vertiefung plus Erweiterung. Ähnliches gilt für die NATO. Dort sollen Strukturveränderungen für mehr Flexibibtät sorgen; zugleich ist die Erweiterung der Allianz um mittelosteuropäische Staaten geplant. Charles A. Kupchan zufolge sind dies Kursvorgaben, die auf das Ende des Westens hinauslaufen. Seines Erachtens kann die Erneuerung des Westens nur von der Bildung einer Transatlantischen Union ausgehen, die sowohl die EU als auch die NATO umfassen würde.
Doch beide Organisationen dazu hatten tiefgreifende Veränderungen zu durchlaufen. Die EU würde auf bundesstaatliche Ambitionen verzichten und statt dessen ihren Binnenmarkt nach Osten wie nach Nordamerika ausdehnen. Die NATO nähme Abschied von der Fixierung auf die Verteidigung des Bündnisgebietes und würde sich der Wahrung kollektiver Sicherheit widmen. Diesen nicht eben alltäglichen approach, zuerst vorgestellt in "Foreign Affairs" (Mai/Juni 1996) unter dem Titel "Reviving the West", stellen wir erstmals in deutscher Sprache zur Diskussion. D. Red.
Am Ende dieses Jahrhunderts hat der Westen allen Grund zur Freude. Die fundamentalen ideologischen Gegensätze und geopolitischen Spaltungen der letzten Jahrzehnte existieren nicht mehr.