Ausgabe August 1996

Die Gingrich-Revolution fällt aus

Die scharfe Suppe der republikanischen "Revolution" wurde nicht so heiß gegessen wie gekocht.

So irgendwie läßt sich beschreiben, was seit dem konservativen Triumph bei den Zwischenwahlen vom November 1994 passiert ist. Die strammen Rechten unter Repräsentantenhaussprecher Newt Gingrich, die "im Namen des Volkes" angetreten waren, um die Liberalen, die Feministinnen, die Ökofreaks, die Heiden und den gesamten Wohlfahrtsstaat das Fürchten zu lehren, haben sich verheddert. Der konservative Kongreß hat den Präsidenten nicht entmachtet, kein Ministerium wurde abgeschafft, das staatliche Krankenversicherungsprogramm für Rentner bleibt unangetastet, die Umweltschutzbehörde und die meisten Umweltgesetze bleiben, die Einkommenssteuern wurden nicht gekürzt, Entwicklungshilfe wird weiter gezahlt, Abtreibung ist nach wie vor legal, in den Schulen wird noch immer nicht gebetet, und kürzlich hat der Kongreß gar für eine Erhöhung des Mindestlohnes gestimmt. Der große Zampano Gingrich, für "Time" 1995 "Mann des Jahres", der seinerzeit vor einem Jahr mit der Präsidentschaftskandidatur liebäugelte, ist ruhig geworden: Parteifreunde haben den Schnellredner gebremst - zu oft trete er in Fettnäpfchen, etwa als er Sozialprogramme für einen Kindermord verantwortlich machte.

August 1996

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