Ausgabe September 1996

Kirche & Staat und der beiden liebstes Kind

Wenn sich Hans Küng oder Eugen Drewermann zu Kirchenfragen äußern, so dauert es meist nicht lange, bis die ersten "Häresie"-Rufe erschallen. Anders war das bei Oswald von Nell-Breuning, der sich als kritischer, aber braver Katholik mit Adjektiven wie "abscheulich" und "grundgesetzwidrig" über die (vor dem Hintergrund des jüngsten Urteils des Bundesverfassungsgericht zum Thema "Trennung von Kirche und Staat" reanimierte) politische Leiche "Kirchenfinanzierung" ausließ. 1) In dazu öffentlich geführten Debatten wird Liberalen - man denke an Stefan Bajohr oder Daniel Kreutz im NRW-Landtag - Kirchenfeindlichkeit, Verfechtern der bisherigen Finanzierungswege im Gegenzug reaktionäres, voraufklärerisches Denken vorgeworfen. Vielleicht lohnt es gerade deshalb, häufig aufgeworfene Fragen erneut zu stellen, z.B. die nach den Einnahmequellen der Kirchen. Da sind zunächst die freiwilligen Leistungen wie Spenden, Einkünfte aus dem Klingelbeutel oder Meßstipendien als klassische Einnahmequellen der Katholischen Kirche, die der jeweiligen Pfarrei, dem Bistum oder der Gesamtkirche zugutekommen.

Sie haben gemein, daß sie in den Haushalten der deutschen Bistümer in der Regel nicht aufgeführt und in den Haushaltsplänen der einzelnen Pfarreien selten oder gar nicht ausgewiesen werden.

September 1996

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