Zu den schlechten Ideen, die Großbritannien in den letzten Jahren aus Amerika übernommen hatte, gehört das Konzept der "community care" für psychisch Kranke. Dieses Konzept hat sich, obwohl im Prinzip gar nicht so abwegig, in der Praxis beider Länder als Desaster erwiesen.
Aber anders als die Vereinigten Staaten nimmt Großbritannien diese Tatsache zur Kenntnis und verabschiedet sich von dem Verfahren, das man sich zuerst in den 60er Jahren, verstärkt in den 80ern, zu eigen gemacht hatte. Mitte Januar hat nun die Labour-Regierung des Premierministers Tony Blair entschieden, das Programm der Schließung entsprechender Einrichtungen und der Entlassung ihrer Patienten in die Verantwortung der Gemeinden zu revidieren. Ursprünglich handelte es sich um eine Reaktion auf die bekannten Schrecken vieler mangelhaft finanzierter und vernachlässigter staatlicher Anstalten für psychisch Kranke - für die der frühere Name madhouses im doppelten Wortsinn besser zutraf. In den 50er und 60er Jahren kam es zu berechtigtem Protest gegen die mißbräuchlichen Praktiken, die viele dieser Einrichtungen prägten.
Aber es gab auch eine neue, romantische Definition von madness als solcher. Manch innovativer Psychiater bezeichnete die psychisch Kranken - besonders solche, die unter Schizophrenie leiden - als Leute mit andersartigen, aber nicht weniger gültigen Bildern der Wirklichkeit.