Von der "sich selbst nicht anerkennenden" Einwanderungsgesellschaft der Bundesrepublik Deutschland schrieb Micha Brumlik in den August-"Blättern", die mannigfache Probleme und vielfältige Konflikte "hervortreiben". Daß die makabre Diskussion zwischen CSU und CDU über den Slogan "Deutschland ist kein Einwanderungsland" bekanntlich - "immerhin" - damit endete, daß der Satz nicht wörtlich in der Unions-Wahlplattform auftaucht, spricht für eine gewisse Wirkung öffentlicher Proteste (vgl. auch unsere "Eindringliche Erinnerung", Heft 7/1998), ändert aber an der verbreiteten Verwirrung der Begriffe und Meinungen über die Zugehörigkeits- und Zutrittsbedingungen der deutschen Gesellschaft noch gar nichts. - Wir setzen die "Blätter"-Debatte fort mit einem Beitrag von Ulrich K. Preuß, der auf seiner bemerkenswerten Antrittsvorlesung am Fachbereich Politische Wissenschaft der FU Berlin fußt. Deren - erheblich umfangreicherer - Gesamttext erschien im März 1998 in der sozialwissenschaftlichen Vierteljahrszeitschrift "Leviathan" unter dem Titel "Die Belagerung des liberalen Verfassungsstaates durch die multikulturelle Gesellschaft". - D. Red.
In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn.