Vier Leben, so sagt er, habe er gelebt: Die Jugendzeit in Wien beschreibt Walter Grab - trotz des latenten Antisemitismus auch dort - als unbeschwert und heiter. Dann, er hatte gerade das Abitur abgelegt, 1938 der "Anschluß" Österreichs - und seine Flucht nach Palästina. Sein zweites Leben, das nun begann, war sein schwerstes: Fast 25 Jahre lang schlug er sich als Handwerker und Kaufmann in Palästina eben so durch. Seine Verwandten, die in Wien geblieben waren, wurden Opfer der faschistischen Mordmaschinerie. Die Frage, die ihn seit dem Schock des Jahres 1938 nicht mehr losließ, bestimmte sein drittes wie sein viertes Leben: Wie war das möglich in einer Kultur, die er in seiner Jugend so verehrt und so geliebt hatte? So besuchte er nach Feierabend Vorlesungen an der Universität Tel Aviv: Vom Studium der Geschichte, der deutschen Literatur und der politischen Philosophie erhoffte er sich eine Antwort. 1962 konnte er endlich ein richtiges Studium aufnehmen. Er promovierte bei dem Hamburger Historiker Fritz Fischer, der ein Jahr zuvor mit seinem Buch "Griff nach der Weltmacht" das bis dahin in der Bundesrepublik vorherrschende nationalkonservative Geschichtsbild zertrümmert hatte.
In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn.