Ausgabe März 2000

Coole Leute mit heißen Jobs

Neue Selbständige in einer Vorreiterbranche

"Er sah sich nun einem sich ständig wandelnden Netz von Geschäftsbeziehungen unterworfen: Jeder Anruf mußte beantwortet, noch die flüchtigste Bekanntschaft ausgebaut werden. Um Aufträge zu bekommen, ist er von der Tagesordnung von Personen abhängig geworden, die in keiner Weise gezwungen sind, auf ihn einzugehen." So charakterisiert der amerikanische Soziologe Richard Sennett in seinem Buch "Der flexible Mensch" die Situation selbständiger Auftragnehmer. 1) Das traditionelle Normalarbeitsverhältnis existiert für einen wachsenden Teil der Erwerbsbevölkerung nicht mehr. Die jahrzehntelang prägenden Strukturen der Industriegesellschaft lösen sich auf. In den Fabriken verlieren Arbeiter durch den technischen Fortschritt ihre Stelle, in den Büros verliert die klassische Angestelltentätigkeit von acht bis fünf an Bedeutung. Die bunte, immer wieder unterbrochene Berufslaufbahn wird zur Regel: Die Stelle ist ohnehin nur befristet, von einem Tag auf den anderen kommt die Kündigung, aus dem Vollzeitarbeitsplatz kann plötzlich ein Teilzeitjob werden, es folgt der keineswegs immer freiwillige Sprung in die berufliche (Schein)Selbständigkeit.

Zukunftsforscher entwerfen das Szenario einer "Zwanzig zu Achtzig-Gesellschaft".

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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