Ausgabe Dezember 2000

Slowakische Übergänge

Die Slowakei durchläuft seit der Wende von 1989 und der Unabhängigkeit 1993 einen komplizierten gesellschaftlichen Umwandlungsprozess. Auch wenn sich die Situation infolge der Politik der seit 1998 amtierenden Anti-Meciar-Koalition den Verhältnissen in Ungarn, Tschechien und Polen zusehends annähert, unterscheidet sich die Transition deutlich von den Nachbarstaaten. Wesentliche Ursachen für die Besonderheiten des Übergangs sind schon in der realsozialistischen Ära angelegt. Erst vor diesem Hintergrund werden das Phänomen Vladimir Meciar und die beim Versuch zu dessen Überwindung entstehenden Probleme verständlich. Die Koalitionsregierung aus konservativen Christdemokraten bis hin zur gemäßigten Linken hat sich in den knapp zwei Jahren ihrer Amtszeit bei der Reorganisation der Wirtschaft ziemlich verschlissen.

Derzeit findet eine Aufsplittung des demokratischen Blocks statt. Eine neue Politikergeneration strebt zur Macht, die Politik als Medienereignis inszeniert und der die "Neue Ökonomie" ebenso wie Handy und Internet zur Selbstverständlichkeit geworden ist. Ein geschwächter Meciar versucht die Widersprüche der jungen Demokratie auszunutzen. Voraussichtlich stehen 2001 vorzeitige Neuwahlen an.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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