Ausgabe April 2001

Das Ende der israelischen Arbeitspartei

Einer in Israel oft zu hörenden sarkastischen Redewendung zufolge ist es wünschenswert, die rechtskonservative Likud- Partei an der Regierung zu haben, wenn es um Frieden geht, günstiger hingegen die sozialdemokratische Arbeitspartei, wenn es darum geht, einen Krieg anzupeilen. Warum? Weil sich die jeweilige Regierung bei der Verfolgung ihrer Politik in beiden Fällen der Unterstützung durch die Opposition gewiß sein dürfte. Dabei soll unerörtert bleiben, inwieweit sich Likud und Arbeitspartei noch wesentlich unterscheiden, mithin ob die Links-Rechts-Unterscheidung angesichts der Zerstörung der letzten Überbleibsel der israelischen Sozialdemokratie durch die Arbeitspartei und der Abwendung des Likud-Blocks von der seine Gründungseliten umtreibenden Großisrael-Ideologie überhaupt noch trägt. Zu sehr ähneln sich mittlerweile die beiden Großparteien (oder was von ihnen übriggeblieben ist) in ihrer Gesamtausrichtung. Kodiert man aber links bzw. rechts als die mehr bzw. minder ausgeprägte Friedensbereitschaft der Libeiden Lager, mag die Arbeitspartei für „links“, der Likud für „rechts“ stehen.

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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