Ausgabe Juni 2001

Bewährungsprobe Biopolitik

Schwierigkeiten bei der Gestaltung des gentechnischen Fortschritts

Wer erst im letzten Jahr begonnen hat, Zeitung zu lesen und fernzusehen, musste den Eindruck gewinnen, etwas völlig Neues habe die gesellschaftliche Arena betreten. Eine bahnbrechende Entwicklung der Wissenschaft, die Entzifferung des menschlichen Genoms, habe soeben stattgefunden und nun versuchten die Medien tapfer, einer erstaunten Laien-Öffentlichkeit zunächst zu erklären, worum es sich dabei handelt, um schließlich die daraus entstehenden politischen Anforderungen zu vermitteln. Zwar sind der Wissenschaft in den letzten Jahren tatsächlich bahnbrechende neue Entdeckungen gelungen, neu jedoch ist das Thema „Genetik und ihre gesellschaftlichen Folgen“ deshalb mitnichten. Lebhafte Diskussionen gab es bereits in den 80er und 90er Jahren, aber lange nicht einen derartigen drive in der Berichterstattung, wie er gegenwärtig der wissenschaftlichen Entwicklung widerfährt. Nicht jeder Durchbruch in der Grundlagenforschung – wie es die Entzifferung des menschlichen Genoms ist – findet seinen Weg von den Wissenschaftsseiten auf das Titelblatt (oder gar ins Feuilleton) der Zeitungen. Dass die Biowissenschaft einen solchen Schub an öffentlicher Wahrnehmung erfuhr, dazu mussten weitere Faktoren hinzukommen.

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Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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Am Morgen des 24. März hängten unbekannte Aktivisten eine Schaufensterpuppe, die die antike römische Göttin Minerva darstellt, am Denkmal des Grafen Uwarow in der Nähe des Hauptgebäudes der Staatlichen Universität St. Petersburg auf. In der Hand der antiken Schutzherrin der Wissenschaften befand sich ein Zettel mit der Aufschrift „Die Wissenschaft ist tot“.

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