Ausgabe Februar 2004

Neue Macht der Peripherie

Ortsnamen wie Seattle, Porto Alegre, Mumbai und seit letztem September vor allem auch jener des mexikanischen Badeortes Cancún könnten für einen Einschnitt hinsichtlich weltweiter Machtverhältnisse stehen – spiegelbildlich zur symbolischen Abwertung des Weltwirtschaftsforums in Davos. Die Regierungen der Peripherie organisierten sich, um den eigenen Forderungen Nachdruck zu verleihen. Es zeichnet sich eine neue Konfliktstruktur in der internationalen Handelspolitik ab.

Was ist in Cancún passiert? Die "Gruppe 20plus" entwickelte sich unter der Führung Brasiliens, Indiens und Chinas zu einem ernst zu nehmenden globalen Faktor. Zwar gibt es innerhalb der Gruppe erhebliche Divergenzen, der einigende gemeinsame Nenner besteht jedoch darin, die Regierungen der nördlichen Industriestaaten zur Umsetzung ihrer aktuellen Verpflichtungen zu drängen. Diese betreffen in erster Linie die Liberalisierung des Agrarsektors in der EU und die drastische Minderung von Subventionen in anderen Branchen durch die europäischen und nordamerikanischen Staaten.

Die kritisierten Regierungen des Nordens wollen jedoch weiterhin etwas ganz anderes, nämlich die in ihrem Interesse liegende Ausweitung der Verhandlungsthemen. Bereits seit der 1.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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