Das Erschrecken über die Vielzahl der Fälle von Untergebenenmisshandlung in der Bundeswehr ist groß, und dies gleichermaßen in der zivilen Gesellschaft wie in den Streitkräften selbst. Einen Spalt weit legt der Skandal den Blick frei auf die - wie jedem Militärapparat, so auch der Bundeswehr innewohnenden - archaischen Macht- und Gewaltstrukturen. Zum Vorschein kommenmilitärische Vorgesetzte, die offenbar entgegen allen geltenden Grundsätzen und Dienstvorschriften ihnen unterstellte Grundwehrdienstleistende erniedrigt, entwürdigt, misshandelt und gequält haben. Dazu kommen viele junge Leute, die eine geradezu Menschen verachtende Ausbildungspraxis entweder widerspruchslos über sich ergehen ließen, als normal erachteten oder gar als, so wörtlich, "affengeil" empfanden.
Härter könnte die Wirklichkeit kaum mit den hehren Ansprüchen kontrastieren, welche die Bundeswehr seit Jahrzehnten mit der in jeder Sonntagsrede stolz präsentierten Konzeption der "Inneren Führung" verknüpft. Das darin formulierte Leitbild vom "Staatsbürger in Uniform" haben Rambos in Flecktarnung nun zum Zerrbild eines "Statisten in Uniform" deformiert. Die Bundeswehrführung reagiert - zu Recht - hart und entschlossen. Verteidigungsminister Peter Struck bezeichnet die Taten als "in keiner Weise tolerierbar".