Ausgabe Juni 2005

Blair vor Brown

Erstmals in ihrer Geschichte ist es der Labour-Partei am 5. Mai 2005 gelungen, zum dritten Mal in Folge als Siegerin aus einer Unterhauswahl hervorzugehen. Allerdings erlitt New Labour deutliche Stimmenverluste (-5,5 auf nun 35,2 Prozent), so dass sich ihre Mehrheit im Unterhaus von 161 auf 67 Sitze reduziert hat. Für den im Amt bestätigten Premierminister Tony Blair war dies gleichzeitig sein letzter Wahlsieg, da er bereits im Wahlkampf angekündigt hat, bei den nächsten Wahlen nicht erneut anzutreten.

Die eindeutige Wahlverliererin ist jedoch die Konservative Partei. Obwohl sie ihre parlamentarische Repräsentation um über 30 Mandate verstärken konnte, gelang es ihr nicht, ihren Stimmenanteil signifikant auszubauen (+0,6 auf 32,3 Prozent). Damit war die einstmals erfolgreichste Partei Westeuropas und "natürliche" Regierungspartei Großbritanniens auch nach acht Oppositionsjahren nicht in der Lage, den Labour-Wahlsieg ernsthaft zu gefährden. Die Rücktrittsankündigung ihres Spitzenkandidaten und Parteivorsitzenden Michael Howard am Tag nach der Wahl war konsequenter Ausdruck dieser Niederlage.

Die Liberaldemokraten stärkten ihre Position als dritte Kraft und konnten deutliche Zugewinne an Stimmen verzeichnen. Mit 62 Abgeordneten stellen sie ihre größte Unterhausfraktion seit den 20er Jahren.

Sie haben etwa 12% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 88% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema Europa