Ausgabe November 2005

Indien - Weltmacht und Peripherie

Die Flutwelle im Gefolge des Seebebens vom 26. Dezember 2004 hat auch an der Ostküste Indiens zehntausende Menschen das Leben gekostet und hunderte Dörfer zerstört. Dennoch lehnte Indien, wie auch nach dem schweren Erdbeben vom 8. Oktober 2005, jeden internationalen Beistand ab. Im Gegenteil, indische Soldaten wurden zur Nothilfe in andere von der Katastrophe betroffene Länder geschickt. Neu-Delhi setzte damit ein Signal: Indien ist nicht länger hilfsbedürftiges Land der „Dritten Welt“, sondern beansprucht eine Rolle als Großmacht.

Und tatsächlich deuten Entwicklungen der jüngsten Vergangenheit auf eine Neugestaltung des internationalen Systems, in dem China und Indien ökonomisch, demographisch und politisch aufstrebende Zentren sind. Schon jetzt agiert Indien als regionaler Hegemon auf dem südasiatischen Subkontinent – mit einem Anteil von 75 Prozent am regionalen BSP und an der Bevölkerung. Auch auf dem internationalen Parkett scheint die Entwicklung zur Großmacht vorgezeichnet; so ist Indien mittlerweile mit den USA wie mit der EU in einer strategischen Partnerschaft verbunden.

Außenpolitisch entwickelte sich Indien nach der Unabhängigkeit 1947 zu einem Zentrum der Blockfreien-Bewegung und war seit 1971 wirtschaftlich und militärisch eng mit der Sowjetunion verbunden.

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