Ausgabe Dezember 2006

Das Elend der britischen Bahn

Im November d.J. hat das Bundeskabinett, gegen den Widerstand der Beschäftigten und in der Bevölkerung,1 die Privatisierung der Deutschen Bahn beschlossen. Dieser Schritt legt nahe, den Blick nach Großbritannien zu richten, wo der Schienenverkehr bereits vor über einem Jahrzehnt privatisiert wurde – mit katastrophalen Folgen.

„Auf ein Pferd zu wetten ist immer noch sicherer als auf einen Zug“ – geradezu sprichwörtlich sind dort die Verspätungen der Züge. Aber zwischen Brighton und Inverness liegt in Sachen Bahn weitaus mehr im Argen als „nur“ die extreme Unpünktlichkeit der Züge. Nicht zufällig veröffentlichen auflagenstarke Tageszeitungen wie „Daily Mirror“ und „Daily Mail“ Artikelserien, in denen die obskursten Alltagserlebnisse ihrer Leserschaft mit dem „schlechtesten Bahnsystem Europas“2 dokumentiert werden. Ähnlich wie bei der Deutschen Bahn AG erweist sich das Buchungssystem mit bis zu 16 verschiedenen Tarifen für eine Strecke als wenig durchschaubar. Zudem sind nur wenige Schaffner in der Lage, Auskunft über verspätete und ausgefallene Züge bzw. Anschlussverbindungen konkurrierender Betreibergesellschaften zu geben.

Vor dem Hintergrund von Tariferhöhungen um insgesamt 82 Prozent im Zeitraum von 1987 bis 2000 beklagen zahlreiche Kunden überdies die hinter das Niveau der früheren British Rail zurückgefallenen Qualitätsstandards.

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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