Ausgabe Februar 2007

Aceh: Die Ruhe nach dem Sturm

Die Gouverneurswahlen in Aceh vom 11. Dezember 2006 galten weithin als Lackmustest für die friedliche Zukunft der von 30 Jahren Bürgerkrieg und dem Tsunami des Jahres 2004 schwer gebeutelten indonesischen Provinz. Denn diese ersten freien Wahlen auf Provinzebene waren zentraler Bestandteil des Friedensabkommens,1 das im August 2005 zwischen der indonesischen Zentralregierung unter Präsident Susilo Bambang Yudhoyono und der Guerillabewegung Gerakan Aceh Merdeka (Bewegung Freies Aceh, GAM) geschlossen wurde. Der insgesamt freie und faire Ablauf der Wahlen bestätigte dabei die Hoffnung, dass der erdgas- und erdölreichsten Provinz Indonesiens eine friedlichere Zukunft bevorstehen könnte.

Bei den Wahlen für die Posten des Provinzgouverneurs und der Bezirksvorsteher standen sich als Kandidaten frühere Gegner aus dem politischen Establishment Djakartas und der Guerilla gegenüber. Zum Gouverneur wurde überraschenderweise Irwandi Yusuf gewählt, einer der früheren Guerillaführer, der sich als unabhängiger Kandidat mit über 39 Prozent der Stimmen nicht nur gegen die Kandidaten der Zentralregierung und Vertreter islamischer Parteien durchsetzen konnte, sondern auch gegen Human Hamid, den Konkurrenzkandidaten aus den Reihen der GAM.

Sie haben etwa 12% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 88% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Warnungen aus Weimar

von Daniel Ziblatt

Autokraten sind vielerorts auf dem Vormarsch. Ihre Machtübernahme ist aber keineswegs zwangsläufig. Gerade der Blick auf die Weimarer Republik zeigt: Oft ist es das taktische Kalkül der alten Eliten, das die Antidemokraten an die Macht bringt.

Von Milošević zu Trump: Die bosnische Tragödie und der Verrat an den Bürgerrechten

von Sead Husic

Es herrschte keine Freude bei der bosnisch-herzegowinischen Regierungsdelegation am 22. November 1995 auf dem Wright-Patterson-Luftwaffenstützpunkt in Dayton. Eben hatte sie dem Friedensabkommen mit der Bundesrepublik Jugoslawien, die noch aus Serbien und Montenegro bestand, und Kroatien zugestimmt, doch sie fühlte sich betrogen.