Ausgabe Februar 2007

Die Mär von der arabischen Stagnation

Im Dezember 2006 erschien der vierte und vorerst letzte „Arabische Bericht über die menschliche Entwicklung“ (AHDR). Seit 2003 werden die Studien jährlich vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) veröffentlicht.1 Im Gegensatz zu den jeweiligen nationalen Berichten werden die gesamtarabischen Entwicklungsberichte von einem nichtstaatlichen Redaktionsteam unter Leitung des ägyptischen Soziologen Nader Fergany herausgegeben. Nach einer Bestandsaufnahme der Gesamtlage beschäftigte sich der zweite Bericht mit Wissensproduktion in der arabischen Welt; im dritten ging es um Bürgerrechte, gute Regierungsführung sowie Reformfähigkeit; und der zuletzt erschienene Bericht behandelt speziell die Situation der Frauen in der Region.

Die vier Berichte sind immer wieder als „Kronzeugen“ herangezogen worden, wenn es um die Nicht-, Unter- oder Fehlentwicklung der arabischen Welt ging. Getreu dem Motto „Der Araber sagt es ja selbst“ wurde kaum ein wissenschaftliches Dokument so häufig zitiert. Auch US-Präsident George W. Bush übernahm zur Begründung seiner Demokratisierungsinitiativen von Marokko bis Afghanistan einige Passagen wortwörtlich.

Dabei wurden meist nur jene Teile zitiert, die innerstaatliche Hemmnisse sowie Stillstand behandelten.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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