Ausgabe Oktober 2007

Unternehmen Universität

Vom Elfenbeinturm zum Eventmarketing

„Event-Kultur pur“ – immer öfter werben auch die Hochschulen mit diesem Begriff für sich. Haben wir es hier bloß mit dem sprachlichen Fehlgriff eines Pressereferenten zu tun? Keineswegs, „Event-Kultur pur“ ist das selbst gewählte Etikett.1 Früher wäre allenfalls von einem „Tag der offenen Tür“ die Rede gewesen, und man hätte einer interessierten Öffentlichkeit Zugang zum ansonsten eher abgeschotteten „Elfenbeinturm“ ermöglicht.

Aber die Bilder ändern sich, und statt des Elfenbeinturms ist jetzt der „Leuchtturm“ die Leitmetapher. Er soll permanent blinken, und das erfordert eine grundlegend veränderte Präsentationskultur. Die Zielgruppe dafür ist allerdings weniger eine breite Öffentlichkeit, die einmal im Jahr eine „lange Nacht der Wissenschaften“ geboten bekommt – Ziel ist vielmehr die Mobilisierung der Universitätsangehörigen selbst. Sie sollen sich zu Höchstleistungen aufschwingen, all ihre Ressourcen aktivieren, Grenzen eines traditionellen Wissenschaftsverständnisses überschreiten und die Bequemlichkeitseffekte einer Beamtenmentalität überwinden. Entbürokratisierung und Entstaatlichung sind weitere Zielvorgaben.

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Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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Am Morgen des 24. März hängten unbekannte Aktivisten eine Schaufensterpuppe, die die antike römische Göttin Minerva darstellt, am Denkmal des Grafen Uwarow in der Nähe des Hauptgebäudes der Staatlichen Universität St. Petersburg auf. In der Hand der antiken Schutzherrin der Wissenschaften befand sich ein Zettel mit der Aufschrift „Die Wissenschaft ist tot“.

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