Ausgabe März 2008

Italien in der Falle

Romano Prodi ist am Ende. Nachdem sein Rücktritt am 24. Januar 2008 schließlich dazu führte, dass Staatspräsident Giorgio Napolitano das Parlament auflösen musste, sind für Mitte April Neuwahlen angesetzt. Umfragen zufolge hat der derzeitige Oppositionsführer Silvio Berlusconi gute Chancen, diese zu gewinnen. Daher lehnte er auch jeden Versuch ab, eine Übergangsregierung zu bilden, die vor der Wahl das Wahlgesetz novellieren sollte.

Die jüngste politische Krise in Italien kommt von weit her. Seit Beginn der 90er Jahre unterliegt das politische System des Landes einem grundlegenden Transformationsprozess, der die demokratischen Instrumente mehr und mehr außer Kraft setzt. Es geht auf der politischen Bühne nicht mehr um eine „normale“ parlamentarische Dialektik, den Wechsel von Regierung und Opposition. Heute ist vielmehr offensichtlich, dass Politik in Italien nicht auf die Realisierung des viel beschworenen „Gemeinwohls“ abzielt, um welches zwei alternative Koalitionen nach bestem Wissen und Gewissen inhaltlich miteinander konkurrieren, wie es demokratisches Wunschdenken vorsieht. Es handelt sich vielmehr um ein Spiel mit gezinkten Karten, auf dem Wege zu einer anderen, korporativ geprägten Republik.

Die entscheidende Rolle spielt dabei immer noch Silvio Berlusconi. Dass er seine wirtschaftliche Machtposition zur Einflussnahme auf Institutionen und Öffentlichkeit auch in der Opposition weiter ausbauen würde, war klar.

Sie haben etwa 10% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 90% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema Demokratie

Vom Proletariat zum Pöbel: Das neue reaktionäre Subjekt

von Micha Brumlik

Gewiss, es waren keineswegs nur Mitglieder der US-amerikanischen weißen Arbeiterklasse, die Donald Trump an die Macht gebracht haben. Und doch waren es auch und nicht zuletzt eben jene Arbeiter und Arbeitslosen – und genau hier liegt das eigentliche Erschrecken für die Linke.