Ausgabe April 2009

Kolumbien: Mit Kooperativen gegen Drogen

Die Notiz über seinen gewaltsamen Tod stand nur deshalb prominent in den lokalen Zeitungen, weil er vor zwei Jahren dem damaligen US-Präsidenten George W. Bush die Hand schütteln durfte. Und das kam so: Miguel Daza, ein ganz gewöhnlicher Kleinbauer aus Kolumbien, verwurzelt im Schwemmland des gewaltigen Magdalena-Stroms, hatte die üblichen Gelegenheitsjobs ausgeübt, die seinen Schulabschluss verhinderten, bevor er zum Militärdienst eingezogen wurde. Im Kampf gegen die Guerilla fielen einige seiner Freunde. Nach seiner Rückkehr ins zivile Leben stellte sich ihm dann die Frage: Wovon soll ich leben?

Miguel Daza baute das an, was den besten Preis brachte: Kokastauden, Marihuana, Mohn. Damit rutschte er in den Schlund der Gewalt: Armee, Guerilla, Paramilitärs. Als dabei erneut einige seiner Freunde umkamen, zog er einen radikalen Schlussstrich und mutierte zu einem Bauernführer, der seine Nachbarn zum gemeinsamen Anbau von Kakao ermutigte. Kakaobohnen erzielten damals gute Preise, internationale Hilfsprogramme unterstützten die junge Kooperative. Daza konnte den Schulabschluss nachholen und schrieb sich in der benachbarten Provinzuniversität ein. Als der US-Präsident 2007 Kolumbien besuchte, wurde ihm Miguel Daza, im Blitzlichtgewitter der Photographen, als geläuterter Drogenbauer vorgestellt.

Indes, in Kolumbien enden die Geschichten selten positiv.

Sie haben etwa 11% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 89% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

USA vs. Brasilien: Zollkrieg als Geopolitik

von Frederico Füllgraf

Der Zollkrieg der USA gegen Brasilien hat nicht in erster Linie wirtschaftliche, sondern zuvörderst politische Gründe: Zum einen regiert in Brasilien mit Luiz Inácio Lula da Silva ein Politiker der Arbeiterpartei PT, zum anderen geht die brasilianische Justiz seit dem von Ex-Präsident Jair Bolsonaro angezettelten Putschversuch vom 8. Januar 2023 entschieden gegen den Rechtsextremismus im Land vor.

Chile: Leere Versprechen für die Indigenen?

von Malte Seiwerth

Am 1. Juni hielt der chilenische Präsident Gabriel Boric zum letzten Mal seine jährliche Rede vor den beiden Parlamentskammern des südamerikanischen Landes, eine Tradition, die seit 1833 gepflegt wird. Nach dreieinhalb Jahren im Amt wirkte seine Rede bereits wie ein Abschied.