Reallohnverlust und die Misere der Sozialversicherungen
Die aktuelle Weltwirtschaftskrise ging weder vom Arbeitsmarkt noch vom Sozialstaat aus. Trotzdem argumentieren viele deutsche Ökonomen weiterhin, als sei dies der Fall. Auch der Sachverständigenrat fordert nach wie vor strukturelle Reformen des Arbeitsmarktes zur Lösung gesamtwirtschaftlicher Schwierigkeiten und spricht sich in seinem jüngsten Gutachten erneut mehrheitlich für eine „moderate Tariflohnpolitik“ und eine Flexibilisierung der Arbeitsmarktinstitutionen aus.
Diese Kontinuität der wirtschaftspolitischen Expertise bedeutet, dass auch die sogenannte Lohnzurückhaltung weiterhin hoch auf der politischen Agenda steht. Dabei wird allerdings auch der Zusammenhang zwischen der „moderaten Lohnpolitik“ und dem wachsenden Defizit der gesetzlichen Sozialversicherung geflissentlich übersehen.
Genau diese negativen Auswirkungen einer „moderaten Lohnpolitik“ auf die Sozialversicherung sollen in diesem Beitrag aufgezeigt werden, nachdem wir zuvor das Ausmaß der bisher erfolgten Lohnzurückhaltung und deren makroökonomische Auswirkungen diskutieren.