Ob das Hochwasser schafft, wozu die politische Vernunft bisher nicht reichte? Ob die Katastrophe endlich unseren blinden Fleck namens Pakistan beseitigt? Es sieht nicht danach aus. Viel spricht dagegen dafür, dass Europa bald wieder zu seiner Politik der Vernachlässigung gegenüber Pakistan zurückkehren wird.
Klug wäre das allerdings nicht. In Pakistan leben etwa so viele Menschen wie in Spanien, Frankreich und Deutschland zusammen. Das Land ist extrem heterogen; es verfügt über eine Vielzahl an Sprachen, ethnischen Identitäten und religiösen Orientierungen und ist seit ein oder zwei Generationen höchst fragil: Seit Jahren steht es regelmäßig auf Platz 9 oder 10 der Liste „Gescheiterter Staaten“, 2010 sogar nur vier Plätze hinter dem kriegsgeplagten Afghanistan und noch einen vor Haiti. Und das war der Stand vor der Flutkatastrophe.
Millionen pakistanischer Migranten leben im Westen, etwa in Großbritannien und Kanada – und dass die lokalen Krisen zu Gewaltexport führen können, haben die Terroranschläge in Großbritannien demonstriert.
Nicht übersehen werden sollte schließlich der Status Pakistans als Atommacht: Das Land verfügt bereits heute über 60 bis 80 einsatzfähige Atomsprengköpfe und jedes Jahr kommen neue hinzu.