Ausgabe September 2010

Gerechter Friede statt Gerechter Krieg

Die Lehre der letzten Dekade

Bilanziert man die erste Dekade des 21. Jahrhunderts unter friedenspolitischen Gesichtspunkten, kommt man zu einem höchst ambivalenten Ergebnis. Einerseits hat im Gefolge des 11. September 2001 und des von George W. Bush ausgerufenen „Krieges gegen den Terror“ die Theorie des „gerechten Krieges“ eine erstaunliche Renaissance erlebt. Der liberale amerikanische Sozialphilosoph Michael Walzer diagnostizierte zwischenzeitlich gar den Sieg der von ihm schon lange vertretenen „Lehre vom gerechten Krieg“. Andererseits hat das Scheitern der jüngsten militärischen Interventionen, von Irak bis nach Afghanistan, die Untauglichkeit dieses Konzeptes brutal aufgezeigt. Umso mehr, so das Ergebnis der vergangenen Dekade, kommt es darauf an, nicht-militärische Alternativen zu bedenken und mit der Theorie des „gerechten Friedens“ ein friedenspolitisches Gegenkonzept zu etablieren.

Die Frage zu beantworten, was konkret friedenspolitisch zu tun sei, ist Aufgabe der Wissenschaften, nicht zuletzt natürlich der Friedens- und Konfliktforschung; aber es ist auch die Aufgabe von Organisationen und Institutionen wie den Kirchen, deren Botschaft in Gesellschaft und Politik oft weit mehr gehört wird als die detaillierte Expertise einzelner Wissenschaften.

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Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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