Ausgabe Dezember 2010

Der Frieden und seine Erforschung

Bilanz eines halben Jahrhunderts Friedensforschung

In den Lehrbüchern des Alten Testaments findet sich im Buch „Prediger (3.1-8)“ folgende Aussage: „Alles hat seine Stunde, und es gibt eine Zeit für jegliche Sache unter der Sonne. Eine Zeit für die Geburt und eine Zeit für das Sterben, eine Zeit zu pflanzen und eine Zeit, das Gepflanzte auszureißen; eine Zeit zu töten und eine Zeit zu heilen, […] eine Zeit zu lieben und eine Zeit zu hassen, eine Zeit des Krieges und eine Zeit des Friedens.“

Vor allem an Letzteres könnte man erinnert sein, wenn man die Debatte über Friedensforschung und Friedenstheorie der vergangenen Jahrzehnte bilanziert. Offensichtlich gilt auch hier: Alles hat seine Zeit – eine Zeit der konventionellen und eine der kritischen Friedensforschung, eine Zeit der Kriegsursachen- und eine der Friedensursachenforschung, eine der Fokussierung auf Gewaltanalyse oder eine der Konfliktlösung, eine der Ausrichtung auf wissenschaftliche Analyse oder eine der politischen Praxis.

Solche unterschiedlichen Perspektiven können das Ergebnis wissenschaftsimmanenter Entwicklungen, aber auch das Ergebnis eines Generationenwechsels sein. Aber natürlich reflektieren die unterschiedlichen Perspektiven der Wissenschaft stets auch – und im Bereich der Friedensforschung vielleicht ganz besonders – Veränderungen im realpolitischen Umfeld.

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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