Mit dem klaren Wahlsieg von Dilma Rousseff, die Präsident Luiz Inácio „Lula“ da Silva nach dem Ende seiner zweiten Amtszeit am 1. Januar als Staatschefin ablösen wird, stimmte Brasilien für politische Kontinuität. Darauf hatten die regierende Arbeiterpartei (PT) und der scheidende Amtsinhaber gesetzt, der für seinen sozialliberalen Kurs in Umfragen zuletzt Zustimmungsraten von 80 Prozent erzielte. Lula hatte im Wahlkampf sein ganzes Ansehen in die Waagschale geworfen, um die rechte Opposition in die Schranken zu weisen und seiner Wunschkandidatin zum Erfolg zu verhelfen.[1] Diese Richtungsentscheidung, die auch durch ein regelrechtes Anti-Dilma-Trommelfeuer der meinungsbildenden Massenmedien nicht verhindert werden konnte, ist jedoch nicht nur innenpolitisch, sondern auch außenpolitisch von erheblicher Relevanz.
Unter Lulas Ägide, die 2003 begonnen hatte, verdoppelte Brasiliens Ökonomie ihr durchschnittliches Wachstum auf rund fünf Prozent jährlich. Sie verkraftete auch die Weltfinanzkrise vom Herbst 2008 vergleichsweise gut und ging nach Angaben der UN-Wirtschaftskommission für Lateinamerika (CEPAL) mit einer Wachstumsrate von voraussichtlich 7,6 Prozent (2010), einem Bruttoinlandsprodukt von 1600 Mrd. US-Dollar (2009) und einem Pro-Kopf-Einkommen von 8300 US-Dollar sogar gestärkt daraus hervor.