Ausgabe Januar 2011

Migration im Interessenkonflikt

Angela Merkels Worte finden Gehör in der Welt: Anfang November 2010 wurde in einem kleinen Kulturzentrum in Mexiko-Stadt die Aussage der deutschen Bundeskanzlerin „Der Ansatz für Multikulti ist gescheitert, absolut gescheitert!“ von einem philippinischen Delegierten der International Assembly of Migrants and Refugees (IAMR) als Beleg für eine zunehmende Migrantenfeindlichkeit in Europa angeführt.

Leider ist die Aufmerksamkeit nicht wechselseitig. Im Auswanderungsland Deutschland selbst wurde nämlich das diesjährige Global Forum on Migration and Development (GFMD), das in Mexiko-Stadt ausgerichtet wurde, kaum wahrgenommen. Bezeichnenderweise war es auch den meisten deutschen Zeitungen nicht einmal eine Meldung wert – obwohl an diesem Forum und den diversen Parallel- und Gegenveranstaltungen zahlreiche internationale Organisationen, Repräsentanten von 140 Staaten und weit über tausend Vertreter der Zivilgesellschaft teilnahmen. Dabei hätte der Bundesrepublik ein Blick über den Tellerrand durchaus helfen können, die hysterische Integrationsdebatte auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen.

Ein „neues Mantra“ der Entwicklungspolitik?

Doch weiterhin zeigen Empfängerstaaten von Migranten zumeist nur geringes Interesse daran, das Thema in einem multilateralen Prozess zu diskutieren.

Sie haben etwa 10% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 90% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (9.50€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Januar 2026

In der Januar-Ausgabe skizziert der Journalist David Brooks, wie die so dringend nötige Massenbewegung gegen den Trumpismus entstehen könnte. Der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies erörtert, ob die Demokratie in den USA in ihrem 250. Jubiläumsjahr noch gesichert ist – und wie sie in Deutschland geschützt werden kann. Der Politikwissenschaftler Sven Altenburger beleuchtet die aktuelle Debatte um die Wehrpflicht – und deren bürgerlich-demokratische Grundlagen. Der Sinologe Lucas Brang analysiert Pekings neue Friedensdiplomatie und erörtert, welche Antwort Europa darauf finden sollte. Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres erläutern, warum die Abhängigkeit von Öl und Gas Europas Sicherheit gefährdet und wie wir ihr entkommen. Der Medienwissenschaftler Roberto Simanowski erklärt, wie wir im Umgang mit Künstlicher Intelligenz unsere Fähigkeit zum kritischen Denken bewahren können. Und die Soziologin Judith Kohlenberger plädiert für eine »Politik der Empathie« – als ein Schlüssel zur Bekämpfung autoritärer, illiberaler Tendenzen in unserer Gesellschaft.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Eigennutz statt Solidarität

von Klaus Seitz

Etwa eine Milliarde Euro weniger als im vergangenen Jahr steht dem Bundesentwicklungsministerium 2025 zur Verfügung. Doch nicht nur der Spardruck macht der Entwicklungszusammenarbeit zu schaffen, auch die strategische Neuausrichtung gefährdet ihre Zukunftsfähigkeit.

Krieg im Sudan: Deutschlands verdrängte Verantwortung

von Roman Deckert

Die Horrornachrichten aus dem Sudan halten an, dringen jedoch kaum durch, obwohl es sich nach Angaben der Vereinten Nationen weltweit um die aktuell größte humanitäre Krise handelt. Von den rund 51 Millionen Menschen im Sudan ist fast die Hälfte dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen.