Die Vorbereitungen für die offiziellen Feierlichkeiten zum 150. Jahrestag der Gründung des italienischen Nationalstaats am 17. März sind angelaufen, doch angesichts der quälenden politischen Krise kommt Feststimmung nicht auf. Im Gegenteil: Die Gesellschaft ist desillusioniert, tief verunsichert und geschwächt, so der 44. Censis-Bericht zur Lage der Nation vom Dezember 2010. Den lang gehegten Glauben an die Wunderwirkung eines endlich „effizienten“ politischen Machers haben die Italiener verloren, der medial vermittelte Konsum-Egoismus hat sie gegenüber der desolaten politischen Wirklichkeit abgestumpft, ja apathisch werden lassen. Der Soziologe Giuseppe de Rita sieht das Land daher gefangen in einer Gegenwart ohne Tiefendimension, aus der Erinnerung und Zukunft ausgeblendet sind.
Italien ist zwar vereint, aber immer noch ein Land der Ungleichzeitigkeiten, reich an Kontrasten und Konflikten. Das ist nicht nur eine Schwäche, sondern von jeher auch der Humus für eine demokratische Entwicklung. Doch eine solche ist in Italien seit langem blockiert.
Eine Degeneration politischer Macht durch die Blockade des Wechsels mit der (damals kommunistischen) Opposition kennzeichnete schon das Parteiensystem, das nach dem Ende des Kalten Krieges, Anfang der 90er Jahre, ausgehebelt wurde.