Ausgabe Februar 2012

Nigerianische Gewaltspirale

Während die Augen der Welt auf die eskalierende Gewalt in Syrien und Irak gerichtet waren, riss eine Anschlagsserie in Nigeria am 25. Dezember 2011 mindestens 60 Menschen in den Tod. Zu den Anschlägen bekannte sich die islamistische Terrorgruppe Boko Haram. Sicherheitskräfte und Regierung, die noch einen Monat zuvor vollmundig eine Wende zum Besseren verkündet hatten, konnten nur ohnmächtig zuschauen.

Die Anschläge markieren einen neuen Höhepunkt der Gewalt. Sie zeigen, dass Boko Haram inzwischen über die Fähigkeit zu gut koordinierten, überregionalen Angriffen verfügt. Weit davon entfernt, militärisch besiegt zu sein, überzieht die Gruppe seit den Wahlen im Frühjahr 2011 ganz Nigeria mit Gewalt und ist gefährlicher als je zuvor. Allein im vergangenen Jahr wurden mindestens 500 Menschen Opfer des Konflikts. Eine politische Lösung wird daher immer dringlicher.

Unerwartet kamen die Angriffe freilich nicht: Schon Weihnachten 2010 waren Christen zum Ziel islamistischer Anschläge geworden und seit Sommer 2011 wurden verstärkt christliche Einrichtungen im ganzen Land angegriffen. Damit zeichnet sich auch ein Wandel in der Strategie der Sekte ab, die bis zu den Weihnachtsangriffen 2010 vornehmlich gegen staatliche Einrichtungen und Institutionen operiert hatte – mit zum Teil Hunderten von Toten.

Sie haben etwa 12% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 88% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (9.50€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema