Ausgabe Juni 2012

Mitgefühl als Ware

Die Ökonomisierung der Fürsorge

Wenn dieser Tage vielerorts über das drohende Scheitern der Folgekonferenz von Rio geargwöhnt wird, ist damit vor allem die ökologische Frage gemeint. Doch das Konzept der „nachhaltigen Entwicklung“, das 1992 in der „Agenda 21“ in Rio de Janeiro international vereinbart wurde und um dessen globale Umsetzung nun erneut in Rio verhandelt wird, ist vielschichtiger: Es geht von der Unteilbarkeit der ökologischen, ökonomischen und sozialen Dimension einer nachhaltigen Gesellschaftsentwicklung aus.

Schon der Brundtland-Bericht der UN-Kommission für Umwelt und Entwicklung, in dem vor 25 Jahren das Konzept der „nachhaltigen Entwicklung“ erstmals ausformuliert wurde, stellte die Befriedigung menschlicher Bedürfnisse in den Mittelpunkt. Gefordert wird darin eine Entwicklung,„die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können.“[1]Dauerhafte Entwicklung sei im Wesentlichen „ein Wandlungsprozess, in dem die Nutzung von Ressourcen, das Ziel von Investitionen, die Richtung technologischer Entwicklung und institutioneller Wandel miteinander harmonieren und das derzeitige und künftige Potential vergrößern, menschliche Bedürfnisse und Wünsche zu erfüllen.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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