Ausgabe Februar 2013

»Die Rechte« in Bewegung

Die Neonaziszene steht unter Druck: Die eher zufällige Aufdeckung des für zehn Morde verantwortlichen „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) im Herbst 2011 setzte die Sicherheitsbehörden massiv unter Zugzwang. Doch anstatt in den betroffenen Behörden konsequenter durchzugreifen, um die Ursachen des eigenen Versagens zu beseitigen, diskutierten Politik und Gesellschaft reflexartig über ein Verbot der NPD.

Dabei war ein erster Anlauf, der mitgliederstärksten rechtsextremistischen Partei juristisch den Garaus zu machen, 2003 vor dem Bundesverfassungsgericht gescheitert. Für drei der sieben Richter stellte der Umstand, dass die NPD-Führungsgremien mit „V-Männern“ durchsetzt waren, ein nicht mit dem Rechtsstaat zu vereinbarendes Verfahrenshindernis dar. Diese Klippe versuchten die Landesinnenminister zu umschiffen, indem sie in den vergangenen Jahren ihre Spitzel „abschalteten“ und eine Materialsammlung zusammenstellen ließen, die sich überwiegend aus öffentlichen Quellen speist. Trotzdem bleibt der erneute Gang nach Karlsruhe eine höchst unsichere Angelegenheit. Während neben den SPD-geführten Landesregierungen die Innenminister von Mecklenburg-Vorpommern, Lorenz Caffier (CDU), und Bayern, Joachim Herrmann (CSU), für einen zweiten Verbotsantrag stritten, zeigten sich einige ihrer Unionskollegen skeptisch.

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Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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