Ausgabe Juni 2016

Ein »Pupswitz« und seine Folgen

Was für ein Glück, Böhmermann ist zurück! Immerhin hatte man sich schon ordentliche Sorgen um den großen „Satiriker“ machen müssen – schließlich hatte ihn laut Selbstauskunft die Bundeskanzlerin „filetiert, einem nervenkranken Despoten zum Tee serviert und einen deutschen Ai Weiwei“ aus ihm gemacht.

Doch ganz so schlimm scheint es um Böhmermann nicht bestellt zu sein. Von seinem kurzen Ausflug auf die Weltbühne der Politik nicht nennenswert versehrt – im Gegensatz zu chinesischen und sonstigen Dissidenten –, hat er sich nun wieder auf sein Kerngeschäft innerhalb der Spaßgesellschaft zurückgezogen und zwei Fake-Kandidaten in die RTL-Show „Schwiegertochter gesucht“ eingeschleust.

Gut so! Wie schön, dass unser Verse-Schmied so schnell wieder zu Kräften und zur Besinnung auf seine wahre Berufung gekommen ist. Nicht allerdings ohne zuvor im „Zeit“-Interview eine ganz eindeutige Gebrauchsanweisung zu seinem „kleinen Pupswitz“ (O-Ton Böhmermann) gegeben zu haben: „Jeder, der dieses Gedicht aus dem Zusammenhang nimmt und losgelöst von der ganzen Nummer vorträgt, hat nicht alle Latten am Zaun.

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