Ausgabe November 2016

Die Wiederkehr der Dreißiger Jahre?

Derzeit folgen die Ereignisse einander mit rasender Geschwindigkeit: der Brexit, der Putschversuch in der Türkei, islamistische Massaker in Frankreich, die Einkreisung von Aleppo, die Kandidatur von Donald Trump. Von den USA über Frankreich bis Großbritannien sehen wir ein hohes Maß an öffentlichem Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, das sich in den Ergüssen von Politikern mit zweistelligen Umfragewerten spiegelt. Das wirft die Frage auf: Erleben wir eine Wiederkehr der 1930er Jahre?

Oberflächlich betrachtet, bestehen tatsächlich Gemeinsamkeiten. Das britische Votum zum EU-Ausstieg zeigt eine Parallele zum September 1931, als Großbritannien panisch den Goldstandard aufgab – und damit als erstes bedeutendes Land aus dem globalen Wirtschaftssystem ausstieg. Die drohende Spaltung der Labourpartei spiegelt jenes historische Zerwürfnis, das die Partei 14 Jahre lang von der Macht fern hielt. Und natürlich findet der damalige ökonomische Hintergrund – Depression und Bankenkrise – einen Widerhall in der gegenwärtigen Lage. Doch bei einer genauen Untersuchung der 1930er erweist sich unsere heutige Situation als besser und rettbarer. In einer Hinsicht sind wir allerdings schlimmer dran als damals.

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In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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