Trumps Amerika: Lehren für die Linke
Das progressive Amerika verarbeitet noch den Schock der unerwarteten Wahl Donald Trumps. Eine intensive Debatte um die eigenen Fehler ist im vollen Gange, aus der wir drei wichtige Stimmen präsentieren: Die Feministin Joan C. Williams untersucht, warum so viele Arbeiter von den Demokraten zu Trump umschwenkten und wirft einen genauen Blick auf die Kultur und Werte in den amerikanischen Industriestädten. Der Publizist Mark Lilla wiederum fragt in einem viel diskutierten Essay, welche Rolle die im linksliberalen Milieu vorherrschende Identitätspolitik für die Wahlniederlage gespielt hat. Einen anderen Fokus wählt die Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie. Sie beleuchtet die sprachlichen Grenzverschiebungen rund um die Wahl und plädiert für ein offensives Auftreten gegen rechte Hetze. – D. Red.
Mein Schwiegervater musste als Kind Blutsuppe essen. Er hasste sie, ob nun wegen des Geschmacks oder, weil er sie demütigend fand, habe ich nie herausgefunden. Sein Vater, ein Trinker, setzte seinen Lohn regelmäßig in Alkohol um, und der Familie fehlte häufig das Essensgeld. Aus einer Wohnung nach der anderen flogen sie heraus.
Die Schule verließ mein Schwiegervater nach acht Jahren, um die Familie unterstützen zu können. Schließlich bekam er einen guten, sicheren Job: Inspektor in einer Fabrik, die Geräte zur Messung der Luftfeuchtigkeit in Museen herstellte. Doch dieser Job passte ihm überhaupt nicht.