Ausgabe September 2017

Die Facebook-Utopie

Wie Mark Zuckerberg die Welt retten will

Wenn Donald Trump verspricht „I’ll make America great again“ ist das keine Lüge, sondern Bullshit. Der feine Unterschied liegt in der Perspektive des Senders. Wer lügt, kennt die Wahrheit und unterdrückt sie wissentlich. Als Trump etwa sagte, er habe am 11. September 2001 hunderte Freunde verloren, log er ganz bewusst, um sich Sympathievorteile im Präsidentschaftswahlkampf zu verschaffen. Und zumeist lügt er sogar so offensichtlich, dass ihm die eigentliche Absicht einer Lüge – den anderen etwas Falsches glauben zu machen – kaum unterstellt werden kann.

Wenn Trump dagegen – ganz im Sinne seines ehemaligen Chefstrategen Steve Bannon[1] – „America first“ postuliert, ist er nichts anderes als ein ehrlicher Bullshitter: Er ist aus tiefstem Herzen von seiner Losung überzeugt, ganz gleich, worin Amerikas Problem eigentlich besteht und ob er die Lösung dafür kennt. Denn Bullshit betrügt durch leeres Gerede statt durch Verzerrung. Er ist so substanzlos und frei von jeglichem Nährwert wie das, worauf der Begriff buchstäblich verweist. Verschiebt man die Metapher im Ernährungsprozess nach oben, lässt sich Bullshit auch als geistiges Fastfood verstehen: Es hat jede Menge „wertlose Kalorien“, ist ebenso ungesund und macht süchtig.[2] Trump ist nicht nur der berühmteste Bullshitter der Welt, sondern auch der offensichtlichste.

Sie haben etwa 4% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 96% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (2.00€)
Digitalausgabe kaufen (10.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

80 Jahre UNO: Auf dem Weg in die Bedeutungslosigkeit?

von Jan Eijking

Am 24. Oktober feiern die Vereinten Nationen ihr 80. Jubiläum – doch Anlass zum Feiern gibt es kaum. Das UN-System befindet sich in einem bespiellos schlechten Zustand. In der aktuellen Krise zeigen sich strukturelle Probleme, die sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der UN ziehen.