Ende Dezember kam es in zahlreichen iranischen Städten zu regimekritischen Protesten. Bei gewaltsamen Zusammenstößen verloren mehr als 20 Menschen ihr Leben, rund 3000 Demonstranten wurden festgenommen. Zwar gelang es dem Regime, die Unruhen durch ein massives Sicherheitsaufgebot vorerst einzudämmen. Doch das politische Establishment des Landes befindet sich seither in Alarmstellung – und erweist sich als tief gespalten.
In den ausländischen Medien sehen manche gar einen „Persischen Frühling“ heraufziehen. Denn ähnlich wie zu Beginn des Arabischen Frühlings Ende 2010 entzündeten sich die Unruhen in Iran an den gestiegenen Lebensmittelpreisen. Vor allem aber bringen die Proteste eine in der Gesellschaft weitverbreitete Unzufriedenheit zum Ausdruck. Der Unmut der Bevölkerung gilt in erster Linie der wirtschaftlichen Notlage, aber auch der ausufernden Korruption und dem Amtsmissbrauch der politischen Eliten: Die Arbeitslosigkeit ist hoch, die Preise für Grundnahrungsmittel oder Benzin steigen immer weiter, während das Regime munter in die eigene Tasche wirtschaftet.
Zunehmend gerät dabei nicht nur die Regierung Hassan Rohanis, sondern auch das gesamte religiöse Establishment in den Fokus der Kritik. Viele Iraner assoziieren mit dem korrupten System die religiösen Institutionen und jene Führer im Lande, die beanspruchen, den Islam zu verkörpern.