Ausgabe Juni 2018

Fußball mit Bart

Was haben wir uns nicht alle auf diese Fußball-Weltmeisterschaft gefreut! Zwölf Jahre nach dem schwarz-rot-goldenen Sommermärchen und nur vier Jahre nach dem Schuss ins Glück durch Mario Götze sollten unsere Jungs in Russland natürlich ihren Titel verteidigen, ganz lupenrein-demokratisch. Doch seit dem Özil-Gündo-Erdoğan-GAU wird alles von der bangen Frage überschattet: Was werden die Jungs denn singen? Und noch viel schlimmer: Welche Bärte werden sie tragen?

Fest steht: Wohl kein guter Bio-Deutscher dürfte jemals jenes Bild vergessen, als unser geliebter Mittelfeldstratege Ilkay Gündoğan neben ihm stand, seinem Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan – und auch noch fast so aussah. Denn „für meinen Präsidenten“ hatte er sich extra noch einen imposanten Schnauzbart stehen lassen. Gewiss, als er wenige Tage später bei seinem zweiten Präsidenten – Gündoğan hat die doppelte Staatsbürgerschaft, Özil dagegen nur die deutsche – in Schloss Bellevue auflief, da war der Bart zwar nicht ab, aber doch wieder ordentlich deutsch gestutzt. Und trotzdem wirft dies natürlich die eine, entscheidende Frage auf: Was ist jetzt der authentische, der echte Gündoğan – der mit oder ohne Erdoğan-Gedächtnis-Bart?

Wichtiger aber als der Bart ist nur noch das Singen.

Sie haben etwa 33% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 67% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (10.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema Sport

Katar und der korrumpierte Fußball

von Inga Hofmann

Eine Redewendung im Fußball lautet bekanntlich „Wenn der Ball erstmal rollt“. Sie trifft nicht zuletzt auf die Weltmeisterschaft in Katar zu. Dort wird derzeit das bislang teuerste Fußballfest ausgetragen – und zwar auf den Gräbern von mehr als 15 000 Arbeitsmigrant*innen, die seit der Vergabe der WM ihr Leben verloren haben.