Ausgabe Dezember 2018

Identität durch Erinnerung

Dankesrede anlässlich der Verleihung des Friedenspreises 2018

Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels war für uns eine überwältigende Überraschung. Seit vielen Jahren verfolgen wir in den Medien die Zeremonie, die so vielen eindrucksvollen Stimmen ein Podium und ein Publikum gegeben hat. Nie hätten wir uns diesen Seitenwechsel vom Publikum aufs Podium träumen lassen. Umso größer ist unsere Dankbarkeit gegenüber dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels und dem Stiftungsrat für die hohe Ehre und die damit verbundene Anerkennung unserer gemeinsamen Arbeit. Dieser Preis ist für uns ein Ehrenbürgerbrief in der Res publica litteraria, dem Heimatland, das keine nationalen Grenzen kennt.

Res publica litteraria

Dieses Land wurde von Dichtern und Humanisten, Verlegern und Buchhändlern an der Schwelle des Druckzeitalters gegründet. Sie haben zwischen den alten und den neuen Sprachen vermittelt und damit die Grundlagen für europäische Vielfalt gelegt. Dabei haben sie die Bibliothek als ihren Kommunikationsraum erfunden und ein Geister-Gespräch in Gang gesetzt, das sich über Landesgrenzen und über Jahrhunderte hinweg entwickelte.

Die 1950 gestiftete Tradition des Friedenspreises hat dieses Geister-Gespräch, das bis heute von Schriftstellern, Druckern, Verlegern, Buchhändlern und Lesern fortgesetzt wird, wieder in den öffentlichen Raum zurückgebracht.

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In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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