Eine Welt ohne Ausbeutung, Unterdrückung oder Folter ist möglich: Davon ist der Berliner Strafverteidiger, Menschenrechtsaktivist und Rechtsbeistand von Whistleblower Edward Snowden, Wolfgang Kaleck, überzeugt. Auf 170 Seiten hat er nun ein beherztes und Mut machendes Plädoyer für eine ökologische, dekoloniale und feministische Zukunft zu Papier gebracht.
Angelehnt an die Thesen des Philosophen Ernst Bloch entwickelt Kaleck in seinem soeben erschienenen Buch seine konkrete Utopie der Menschenrechte. Er analysiert die Menschenrechtsarbeit der vergangenen Jahrzehnte, listet Erfolge und Misserfolge auf und geht dabei auch mit der eigenen Zunft hart ins Gericht. Nicht immer hätten etwa Amnesty International oder Human Rights Watch die richtigen Schwerpunkte gesetzt.
Kaleck wirft ihnen – bei allem Respekt für ihre Arbeit – einen einseitigen Fokus auf politische und bürgerliche Rechte vor; das Engagement für kollektive wirtschaftliche und soziale Recht komme dabei oft zu kurz. Problematisch sei auch, so Kaleck, dass beide Organisationen für einen Großteil der politischen und medialen Öffentlichkeit exklusiv für die Menschenrechte stünden. „Kraft ihrer Bedeutung und Ressourcenausstattung dominieren sie oft die internationale Szene.“ Andere Akteure, insbesondere diejenigen, die nicht in den Metropolen agierten, blieben außen vor.