Ausgabe Juni 2021

Das Recht der Ohnmächtigen

Eine Welt ohne Ausbeutung, Unterdrückung oder Folter ist möglich: Davon ist der Berliner Strafverteidiger, Menschenrechtsaktivist und Rechtsbeistand von Whistleblower Edward Snowden, Wolfgang Kaleck, überzeugt. Auf 170 Seiten hat er nun ein beherztes und Mut machendes Plädoyer für eine ökologische, dekoloniale und feministische Zukunft zu Papier gebracht.

Angelehnt an die Thesen des Philosophen Ernst Bloch entwickelt Kaleck in seinem soeben erschienenen Buch seine konkrete Utopie der Menschenrechte. Er analysiert die Menschenrechtsarbeit der vergangenen Jahrzehnte, listet Erfolge und Misserfolge auf und geht dabei auch mit der eigenen Zunft hart ins Gericht. Nicht immer hätten etwa Amnesty International oder Human Rights Watch die richtigen Schwerpunkte gesetzt.

Kaleck wirft ihnen – bei allem Respekt für ihre Arbeit – einen einseitigen Fokus auf politische und bürgerliche Rechte vor; das Engagement für kollektive wirtschaftliche und soziale Recht komme dabei oft zu kurz. Problematisch sei auch, so Kaleck, dass beide Organisationen für einen Großteil der politischen und medialen Öffentlichkeit exklusiv für die Menschenrechte stünden. „Kraft ihrer Bedeutung und Ressourcenausstattung dominieren sie oft die internationale Szene.“ Andere Akteure, insbesondere diejenigen, die nicht in den Metropolen agierten, blieben außen vor.

Juni 2021

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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