Ausgabe April 2022

Mali: Frankreichs Scheitern im »War on Terror«

Malier demonstrieren in Bamako/Mali für die russische und malische Koalition, 12.10.2019 (IMAGO / Hans Lucas)

Bild: Malier demonstrieren in Bamako/Mali für die russische und malische Koalition, 12.10.2019 (IMAGO / Hans Lucas)

Frankreich zieht seine militärischen Spezialkräfte Zug um Zug in den nächsten Wochen aus Mali ab. Das ist ein gravierender Einschnitt, und er bekommt dieser Tage noch einen zusätzlichen Akzent, denn Paris ruft nun gleichfalls sein ziviles Beratungspersonal zurück. Es war in zahlreichen Ministerien des Landes helfend und Einfluss nehmend tätig. Der Vorgang öffnet den Blick auf das Scheitern des westlichen Vorgehens im Sahel, auf europäische Sorgen vor einem wachsenden Einfluss Moskaus in Afrika und auf die ungewisse Zukunft des Bundeswehr-Einsatzes in Mali.

„Fast zehn Jahre nach Beginn der Sicherheitskrise im Sahel befinden sich Burkina Faso, Mali und Niger in einer größeren Notlage als je zuvor“, so das Resümee einer aktuellen Studie des Washingtoner Think-Tanks „Atlantic Council“.[1] In Mali mehren sich die Terroranschläge Jahr um Jahr, ebenso steigt die Zahl ziviler Todesopfer. Hunderttausende Binnenflüchtlinge harren unverändert in Lagern aus. Obwohl sich mit der Minusma eine große UN-Stabilisierungsmission im Land befindet, die von der Bundeswehr mit einem eigenen Kontingent unterstützt wird, waren mit dem Anti-Terror-Kampf allein die französischen Spezialkämpfer der „Opération Barkhane“ betraut. Sie umfasst im Sahel knapp 5000 Soldaten, davon derzeit etwa die Hälfte in Mali; mit ihrem Abzug wird in Mali also der War on Terror nach westlichem Zuschnitt eingestellt.

April 2022

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