Ausgabe August 2022

»Die Entsiffung des Kulturbetriebs«

Der rechte Angriff auf Kunst und Medien

Lindy Larsson Forss und Riah Knight während der Fotoprobe für das Stück Slippery Slope im Maxim Gorki Theater Berlin, 4.11.2021

Bild: Lindy Larsson Forss und Riah Knight während der Fotoprobe für das Stück Slippery Slope im Maxim Gorki Theater Berlin, 4.11.2021

Im Februar dieses Jahres führten die „Spaziergänge“ der Corona-Leugner im sächsischen Zwickau zielgerichtet an der Galerie des Kunstvereins „Freunde moderner Kunst“ vorbei. An den Demonstrationen nahmen zahlreiche Rechtsradikale teil. Die Route ist kein Zufall, der Kunstverein wird regelmäßig zum Ziel rechter Übergriffe. Im Oktober 2021 marschierten bei einer Vernissage des Fotografen Thomas Florschuetz Rechtsradikale vor der Galerie mit Transparenten auf. Im Juli 2021 störten sie lautstark die Ausstellungseröffnung der Pop-Künstlerin Pipilotti Rist. Die ausgestellten Werke sind nicht vordergründig politisch, es genügt, dass es sich, dem Namen des Kunstvereins entsprechend, um moderne Kunst handelt. Demonstranten rufen „Und das soll Kunst sein?“ und beschimpfen Künstler als „abgehoben“ und „neoliberal“. Sie fotografieren und filmen Ausstellung, Besucher und Künstler durch die Fensterscheibe der Galerie und verhöhnen die abgefilmte Kunst anschließend auf Facebook und Telegram als „gesellschaftliche Verfallserscheinungen“. „Wir bekommen regelmäßig zweimal in der Woche, montags und freitags, Besuch. Ganz verlässlich, wenn wir Ausstellungen eröffnen. Pünktlich um halb sieben tauchen einige Leute aus dem rechten Spektrum Zwickaus auf“, berichtet der Galerist Klaus Fischer. „Sie sind da, um ihre wirklich kruden Ansichten verlauten zu lassen.

August 2022

Sie haben etwa 5% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 95% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (2.00€)
Digitalausgabe kaufen (11.00€)
Druckausgabe kaufen (11.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Maskulin und libertär

von Stefan Matern, Sascha Ruppert-Karakas

Echte Männer sind rechts“ – das auf Social Media viral gegangene Video des AfD-Politikers Maximilian Krah ist mehr als nur ein lapidares Bekenntnis zu traditionellen Familien- und Geschlechterrollen. Es ist vielmehr der strategische Versuch, junge Menschen niedrigschwellig an AfD-Positionen heranzuführen. Im provokanten Politainmentstil bespielt die Partei auf den digitalen Plattformen unpolitisch anmutende Themen rund um die Probleme und persönlichen Unsicherheiten junger Männer.