Ausgabe September 2022

Finanzmarkt schrumpfen, Klima retten

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Bild: micheile dot com via unsplash

Die außergewöhnliche Hitze der vergangenen Wochen in Europa ist nur ein Vorbote dessen, was uns in Zukunft droht. Längst gehen Klimaforscher*innen davon aus, dass die 1,5-Grad-Grenze für Deutschland nur noch wenige Jahre entfernt liegt – und wir diese damit weit schneller erreichen und sehr wahrscheinlich überschreiten werden als noch vor kurzem angenommen. Die Konsequenz liegt auf der Hand: Um die Erderhitzung zu begrenzen und die schlimmsten Auswüchse der Klimakrise zu verhindern, muss sofort gehandelt werden. Der dafür überfällige Umbau unserer Volkswirtschaften verlangt jedoch enorme Investitionen in neue, saubere Technologien. Auf 28,4 Bill. Euro schätzt die Europäische Kommission den Finanzbedarf bis zum Jahr 2050.

Die gewaltige Summe stellt selbst die 100 Mrd. Euro Sondervermögen, die der Bundestag jüngst für die Bundeswehr beschlossen hat, weit in den Schatten. Sie erweckt daher den Eindruck, als ließe sich die sozialökologische Transformation kaum finanzieren. Doch das Geld ist da. Was indes fehlt, ist ein radikales Schrumpfungs- und Umbauprogramm für den Finanzsektor, um darüber zu verfügen. Denn mit dem heutigen Finanzmarkt wird der notwendige Wandel nicht gelingen. Selbst eine nachhaltige Neuausrichtung des Finanzsektors – wie etwa durch „Sustainable Finance“, die nurmehr dessen „Begrünung“ vorsehen – hat ihre Grenzen und geht die grundlegenden Defizite des Finanzsystems nicht an.

September 2022

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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