
Bild: Ein Motorradfahrer vor einem Graffiti in Caracas, Venezuela, 9.5.2022 (IMAGO/NurPhoto)
Venezuela läutete mit dem Wahlsieg von Hugo Chávez im Jahr 1998 die erste Welle lateinamerikanischer Linksregierungen auf dem Subkontinent ein. Heute gilt das Land angesichts einer autoritär agierenden Regierung und eines dramatischen wirtschaftlichen Niedergangs nicht nur im lateinamerikanischen Kontext als Schreckensbild. Mit dem Einbruch der Erdölpreise 2014 schlitterte Venezuela in eine tiefe Rezession. Die Krise führte zu einer rapiden Verarmung der Bevölkerung. Laut UN-Angaben haben seither sechs Millionen Venezolaner*innen das Land verlassen, das momentan gut 28 Millionen Einwohner*innen zählt. Und auch die demokratischen Spielräume sind mit den Jahren immer enger geworden: Mit der rechten Opposition lieferte sich die Regierung von Präsident Nicolás Maduro einen offenen Machtkampf. 2017 ersetzte sie das zu diesem Zeitpunkt von der Opposition dominierte Parlament de facto durch eine ihr gewogene Verfassunggebende Versammlung. Im Januar 2019 mündete der Machtkampf in dem gescheiterten Versuch der Opposition, mit US-Unterstützung den Parlamentsvorsitzenden Juan Guaidó als Interimspräsidenten einzusetzen.
Dreieinhalb Jahre später ist zumindest in die wirtschaftliche Situation des Landes Bewegung gekommen – trotz der US-Sanktionen, die ab 2015 zunächst Einzelpersonen und ab 2017 auch staatliche Banken und Unternehmen betrafen.