Ausgabe März 2023

Menschenleere oder: Die Politik der Ökologie

Abbaubagger am Braunkohletagebau Garzweiler II am abgerissenen Dorf Lützerath, 6.2.2023 (IMAGO / Jochen Tack)

Bild: Abbaubagger am Braunkohletagebau Garzweiler II am abgerissenen Dorf Lützerath, 6.2.2023 (IMAGO / Jochen Tack)

Our movement is called »Earth First!« not »People First!«. David Foreman

Am 30. März 1898 hielt Wilhelm Wetekamp eine paradigmatische Rede im Preußischen Abgeordnetenhaus, die ihn zu einem Pionier des Naturschutzes in Deutschland machte. Bereits mehrfach hatte der liberale Politiker und Reformpädagoge versucht, den Parlamentariern und der Staatsregierung sein wichtiges Anliegen vorzutragen. Nun duldete es keinen Aufschub mehr. Denn mit jedem Tag, an dem die moderne Landwirtschaft den Ertrag der Böden steigerte, verschwanden weitere Teile der heimischen Flora und Fauna auf unwiederbringliche Weise. Die erfolgreiche Trockenlegung der Moore und die umfassende Flurbereinigung nahmen vielen Pflanzen und Tieren ihren existenziellen Lebensraum. An die Stelle der natürlichen Vielfalt der Landschaften trat eine gleichförmige Bodenkultur, geeignet für den massenhaften Anbau von nur wenigen Nutzpflanzen, ausgesät für die Ernährung großer Menschenmengen und ihrer zahlreichen Nutztiere. Mit der gnadenlosen Verödung der so kultivierten Natur ging ein Artensterben einher, dessen gravierende Folgen noch kaum absehbar waren.

»Blätter«-Ausgabe 3/2023

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In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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